Der ‚Klimakämpfer‘
Ein Hoch auf den 2019er Weinjahrgang, den ‚Klimakämpfer‘ – so haben die Pfälzer Weinhoheiten den diesjährigen Jahrgang getauft. Er rollt mit koketter Frische und extrovertierter Aromatik über den Gaumen und glänzt mit deutlich säurefrischeren Weinen als 2018 bei ähnlich stark ausgeprägter, eindrucksvoller Sortenaromatik. Die Alkoholgehalte liegen im moderaten Trend und fallen gerade bei den Burgundern um knapp 1% Volumen geringer aus als im Vorjahr. Eher kleinbeerige Trauben führen bei den Rotweinen zu einem hohen Farbpotential und reifen Tanninen. Insgesamt zeichnet sich der Jahrgang durch eine großartige Qualität und ein hohes Maß an Potential aus. Leider hat Sonnenbrand die Erträge stärker schrumpfen lassen als zunächst angenommen.
Der 2019er Jahrgang zeigt sich mit üppigen Aromen.
Für uns Winzer war es ein anspruchsvolles Anbaujahr. Es begann mit einem milden Winter. Die ersehnten Niederschläge blieben jedoch aus, so dass der Vegetationsverlauf stark von den Bodenwasservorräten der jeweiligen Lagen abhängig war. Die kühle Witterung im April ließ die Reben zum Teil verzögert austreiben. Und im Mai entgingen wir in manchen Lagen nur knapp größeren Frostschäden. Mitte Juli folgte die Rebblüte, die im Vergleich zu den Vorjahren eher spät aber zügig verlief. Der Niederschlag im Juli und August war spärlich und betrug nur etwa die Hälfte der sonst zu erwartenden Menge. Darunter litten vor allem die jungen Anlagen. Der ersten Hitzewelle Mitte Juni, in deren Folge sich das Zellwachstum der Trauben verlangsamte, folgte die zweite Hitzewelle Ende Juli, die Temperaturen bis 38 °C brachte. Dies verschärfte nicht nur die Wassersituation weiter, sondern führte auch zu bisher nicht gekannten Sonnenbrandschäden bei den Trauben. Sehr warme Nächte begünstigten dann in der zweiten Augusthälfte den raschen Säureabbau in den Trauben. Der Reifungsprozess hingegen verlief optimal, so dass wir am 12. September die ersten gesunden und vollreifen Trauben nach Hause holen konnten. Rechtzeitig vor der niederschlagsreichen zweiten Oktoberhälfte war die Ernte dann erfolgreich abgeschlossen.
Für die Menschen war 2019 ein Jahr der Proteste. Viele, vor allem junge Menschen, gingen für einen besseren Klimaschutz auf die Straße. Das Jahr stand aber auch im Zeichen großer Jubiläen wie 100 Jahre Bauhaus, 70 Jahre Grundgesetz oder 30 Jahre Mauerfall. Und nach der Ermordung des Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke im Juni durch einen Rechtsextremisten entfachte eine breite Debatte über die Zunahme rechtsextremer Gewalt in Deutschland.
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